Schlechter Service von seiner besten Seite – eine Reise in der 1. Klasse der Deutschen Bahn

(only in german – sorry)

Zunächst ein kleines Vorwort: im folgenden Beitrag werden Erbsen gezählt und Kleinigkeiten hochstilisiert. Der oder die Lesende möge dies bitte bedenken.


Ich fahre selten 1. Klasse. Genau genommen eigentlich nie, da ich es unter den Gesichtspunkten Servicequalität / Mehrwert / Kosten für extremste Geldverschwendung halte. Außer natürlich, mein Bahn Bonus Punktekonto hat wieder einmal schwindelerregende Höchststände zu verzeichnen und ich auf der Suche nach einer sinnvollen Prämie (abgesehen von den Spendenmöglichkeiten) am 500 Punkte teuren “Upgrade in die 1. Klasse” nicht vorbeikomme. Das liegt u.a. daran, dass der Einlöse- und Buchungsprozess für diese Prämie so herrlich einfach ist. Dafür ein Lob an die Bahn.

Die bereits erwähnten Höchststände sorgen also dafür, dass ich in letzter Zeit doch öfters 1. Klasse fahre. Leider reift in mir immer mehr die Erkenntnis, dass selbst die 500 Bahn Bonus Punkte dafür zu schade sind. Das hat im Wesentlichen 2 Gründe:

1.) Ein Ticket der 1. Klasse beinhaltet eine Sitzplatzreservierung. Soweit so gut. Dumm nur, wenn der komplette Zugteil feht, in dem sich der reservierte Sitzplatz befindet. Für einen gescholtenen Bahnfahrer ist das nichts Ungewöhnliches und ehrlich gesagt habe ich sogar ein gewisses Maß an Verständnis dafür, dass das eben mal passieren kann. Wofür ich hingegen kein Verständnis habe ist, dass weder Anzeigetafel noch Durchsage am Bahnhof diese Tatsache erwähnten. Wenigstens eine Durchsage im Zug hätte ich erwartet, eigentlich nicht zu viel verlangt für ein Ticket, dessen zu mindestens theoretischer Preis bei 209,- EUR lag. Bekommen habe ich eine flappsige Aussage der Zugbegleiterin, dass es der 2. Zugteil heute nicht geschafft hätte. Ach und übrigens, dass WLAN hat es heute auch nicht geschafft.

2.) Die Ost-Verschwörungstheorie! Kennt ihr das? Bedienung am Platz, kleine Snacks, manchmal wird mir sogar die Zeitung gereicht. Standard in der 1. Klasse. Im ICE Sprinter, irgendwo zwischen NRW, Hessen und Bayern klappt das ganz gut. Kaum steige ich aber in einen der ICE´s ab Frankfurt in Richtung Osten – denkste! Zunächst mal gibt es keine Snacks. Zeitungen je nach Vorrat, meißtens aber eher dürftig bis gar nicht. Und Bedienung am Platz? Wenn ich Glück habe, verirrt sich ein Zugbegleiter mehr oder weniger kurz vor oder nach Fulda aus diesem Zwecke in die 1. Klasse. Zur Erinnerung – von Frankfurt Hbf bis Fulda fährt der Zug ziemlich genau eine Stunde.

Und wo ist jetzt die Verschwörung? Nun, bereits als Reisender der Holzklasse konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es in den Zügen gen Osten gern ein bisschen weniger sein darf.  Zum Beispiel weniger Zugbegleiter, weniger (keine) Ansagen auf Englisch, weniger Warten auf Anschlusszüge. Das setzt sich also tatsächlich bis in die 1. Klasse fort und macht mich nachdenklich. Sind alle Reisende in Richtung Osten Passagiere 2. Klasse? Sind das Überbleibsel des Sozialismus, der klassenlosen Gesellschaft der Arbeiter und Bauern?

Ich weiß es nicht. Was ich aber inzwischen weiß ist, dass im ICE Sprinter mind. 3 Zugbeleiter sich um Passagiere der 1. Klasse kümmern. Nach meinem Empfinden mehr oder weniger exklusiv. In meinem ICE gen Osten war es genau ein Zugbegleiter, der nicht exklusiv dafür abgestellt war. Ich bezahle also 500 Punkte oder das Doppelte meines normalen Fahrpreises für einen Service, den ich dann nur auf 50% meiner Reise tatsächlich bekomme.

Lustigerweise flatterte vor wenigen Tagen die kostenlose Probe-Bahncard 50 für die 1. Klasse in Haus…ich glaube, so wird das nix mit uns liebe Bahn.


Update: Nach einer kleinen Beschwerde beim Kundendialog der Bahn habe ich meine 500 Bahn Bonus Punkte gutgeschrieben bekommen.