Wie ein schlechter Home Shopping Kanal. Nur noch schlechter.

(only in german – sorry)

Ich war heute auf der Thüringen Ausstellung. Und bevor ich jetzt hier etwas Falsches schreibe, habe ich auf der offiziellen Website kurz nachgelesen, um was es sich dabei eigentlich handelt. Es ist “Thüringens größte Verbrauchermesse” (http://www.thueringen-ausstellung.de/index.html) und “Die 25. Thüringen Ausstellung hat ein zahlungskräftiges wie anspruchsvolles Besucherpublikum. 41% der Besucher kommen mit einem gezielten Kaufinteresse…” (http://www.thueringen-ausstellung.de/aussteller/verbrauchermesse_infos.html). Vielleicht hätte ich mir das vorher einmal durchlesen sollen (zugegebenermaßen hält die Website derart viele Informationen über die Messe bereit, dass ich es niemandem anderes als mir selbst anlasten kann, das ich mit offensichtlich vollkommen falschen Erwartungen dahin gegangen bin).

Denn Messe und Besucherpublikum hatten eine Sache gemeinsam: anspruchsvoll waren sie beide nicht. Anhand der sich bildenden Menschentrauben war schnell klar, was hier die wa(h)ren Renner (das “h” in Klammern sollte ein Wortwitz werden mit Ware und Renner, naja, online geht eben doch nicht alles so gut wie im real life) sind:

1.) Klobürsten

2.) “innovative” Reinigungsgeräte

3.) mindestens ebenso “innovative” Obst- und Gemüseschneidegeräte

Und so kam es, dass ich als Mensch mit einer gewissen Affinität zu Technik und einer gewissen Zuneigung gegenüber Innovationen recht schnell mit meiner ersten Ausstellungsdepression zu kämpfen hatte. Diese konnte ich glücklicherweise mit einem wirklich sehr guten Kaffee im Zaum halten, der Innovation des Coffee Bikes sei es gedankt. Doch spätestens als ich an einem Stand mit französischen Möbeln, die in Frankreich gefertigt und von einer französischen Firma aus Frankreich heraus vertrieben werden, vorbei kam, hatte ich ernsthafte Probleme den Thüringen-Bezug herzustellen (nicht das es bei den chinesischen Handyhüllen, dem Schweizer Bergkäse oder dem amerikanischen Patentrasentrimmer einfacher gewesen wäre). Doch die vor Erstaunen über all die fantastischen Produkte sprichwörtlich offenen Münder der Generation 50+ sprachen eine ganz eigene Sprache. Nur leider nicht meine. Zielgruppenmarketing at its best. Das hatte auch die Thüringer CDU verstanden. Frei nach dem Motto, wenn der Wähler nicht zu uns kommt, kommen wir eben zu ihm, war die CDU mit prominenter Mannschaft aufgelaufen (u.a. Mohring, Lieberknecht). Offensichtlich fühlte sie sich in diesem bedeutungs- und inhaltslosen Produktmeer gut aufgehoben und nutze nebenbei die Chance, verstörten ThüringerInnen die Welt zu erklären. Ich habe mich ja immer gefragt, wer eigentlich diese rund 33% CDU WählerInnen sind. Heute habe ich einen Teil davon kennengelernt und es hat mich – wieder einmal – an meinen Landsleuten zweifeln lassen.

Aber wie sagt man neuerdings so schön ? Es war ja nicht alles schlecht. Und so gab es tatsächlich auch einige Produkte, die in Thüringen hergestellt werden und einige Firmen, deren direkter Bezug zu Thüringen nicht abgestritten werden kann. Hungrig und durstig durfte man ebenfalls sein und mit etwas Mühe wäre es sogar möglich gewesen, diese Bedürfnisse rein mit thüringischen Erzeugnissen zu stillen. Ausgefuchste Sparfüchse hätten dies sogar geschafft, ohne einen Pfennig Cent dafür bezahlen zu müssen. Grundsätzlich schön war auch eine Sonderausstellung zum Hubble Weltraumteleskop, wenn gleich es beim Aufbau wohl etwas schnell gehen musste. Ich habe eine ganze Weile gebraucht um festzustellen, dass der Hubble Nachbau falsch herum steht und sich deswegen die Erklärung dazu so schlecht lesen lässt. Der Bezug zu Thüringen…ach, wayne.

Sonst noch was ? Nun ja, die Bundeswehr war natürlich vertreten. Mit einem recht großen Stand, der in deutlich besserem Zustand war, als es die Ausrüstung der Truppe zu sein scheint. Weiterhin gab es wunderbare, handgemachte Holzmöbel. Aus Thüringen. Einen VW XL1 (der ist wirklich verdammt klein). Und eine hysterische Tortenversteigerung.

Zum Abschluss gibt es noch ein ganz dickes Minus für die Messe Erfurt, bzw. genauer gesagt für ihre elektronischen Informationstouchscreens. Diese begrüßten mich zunächst mit einer akzeptablen Oberfläche (weder hübsch noch intuitiv), doch das änderte sich sehr schnell. Nach Auswahl eines Menüpunktes auf der linken Seite des Bildschirms wurde ich schlagartig in die 90er Jahre zurück versetzt. Der linke Teil des Bildschirms blieb erhalten und im rechten Teil des Bildschirms öffnete sich frame-artig die auf Schriftgröße minus 7 zusammengequetschte Website der Erfurter Messe. Ich hielt das erst für einen Witz, dann für einen Bedienfehler meinerseits. Leider war es aber die traurige Realität. Was erwartet man von einem Informationsterminal auf zumeist unübersichtlichen Messen ? Richtig. Schnelle, übersichtliche und leicht verständliche Informationen wo sich was befindet. Hier gab es nichts davon. Das passte dann doch wieder zum Rest der Thüringen Ausstellung.

 

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