(currently only available in german, but an english version might follow later)
Nachdem ich diesen Artikel geschrieben hatte, kam in mir der Wunsch auf, mich mit dem Thema James Bond Spiele doch einmal etwas intensiver auseinander zu setzen. Eine kurze Recherche ergab, dass es doch eine wesentlich größere Anzahl an Spielen – die sich mit James Bond beschäftigen – gibt, als ich angenommen hatte. So fanden sich Bond Titel für fast alle Konsolen und Heimcomputer der letzten 20 Jahre. Ohne eine konkrete Reinfolge im Blick zu haben, fange ich nun einfach mal an Spiel um Spiel zu testen und werde regelmässig an dieser Stelle darüber berichten.
Titelliste (unsortiert, Stand: 09.09.2010)
- James Bond – Liebesgrüße aus Moskau (Gamecube, XBOX, Playstation 2) – Release 2005
- James Bond – Blood Stone (XBOX 360, Playstation 3, PC, Nintendo DS) – Release 2010
—
James Bond – Liebesgrüße aus Moskau
Getestet auf : Nintendo GameCube
Andere verfügbare Plattformen : XBOX, Playstation 2
Veröffentlicht am : 15.11.2005 (USA)
Version / Sprache : PAL / deutsche Sprachausgabe, deutsche Texte und Menü
Gekauft bei : Gamestop
Preis : 8,- EUR (gebraucht)
—
—
Ich hatte am Leipziger Bahnhof eine knappe Stunde Zeit bevor mein Zug ging, also statte ich dem örtlichen Gamestop einen Besuch ab. Recht zielstrebig begab ich mich in Richtung der gebrauchten GameCube Spiele, da ich bereits im Vorfeld von 3 Bond Titeln für den GameCube gehört hatte. Erstaunlicherweise fand ich alle 3 Titel (Liebesgrüße aus Moskau, Nightfire, Alles oder Nichts) auf Anhieb, verhandelte kurz mit dem freundlichen Gamestop Mitarbeiter und schon wechselten 3 Spiele für gesamt 24,- EUR den Besitzer. Nun aber zum Spiel.
Liebesgrüße aus Moskau basiert in Teilen auf der gleichnamigen Film- und Romanvorlage (Wikipedia) aus dem Jahre 1963. Einzelne Missionen orientieren sich sehr streng an der Vorlage, andere wiederum wandeln das filmische Geschehen in ein Spielbares (Schießbares) um und nicht zuletzt gibt es auch absolut fiktive Missionen die rein gar nichts mit der Vorlage zu tun haben. Trotzdem gelingt es dem Spiel, die bondsche Atmosphäre sehr gut zu transportieren und auch beim Spieler die Verbindung zum Film (und der zugrunde liegenden Story) nie abreißen zu lassen (vorausgesetzt man hat den Film jemals gesehen). Dies ist auch eine absolute Stärke des Spiels. Die cineastische Inszenierung mit vielen Cutscenes, einem situationsabhängigen Soundtrack und der größtenteils gelungenen (deutschen) Sprachausgabe sorgen für perfektes Bondgefühl. Nur der Bondsprecher wirkt teilweise etwas sehr grob und kann die kühle Nonchalance des britischen Geheimagentes nicht verkörpern.
Das Spielt selbst ist ein 3rd Person Shooter bei dem man James Bond zu Fuß, im Auto, im Boot oder per Jetpack durch ingesamt 14 Missionen + 4 freischaltbare Zusatzmissionen führt. Die Missionen können leider der guten Inszenierung nur bedingt folgen. Ist man in den ersten 2-3 Missionen noch neugierig und erwartungsvoll, so stell sich gegen Mitte des Spieles eine zunehmende Langeweile ein, da man sich ohne Ausnahme durch jede Mission durchballern muss. Erst im letzten Drittel des Spiels ziehen die Missionen merklich an. Plötzlich gibt es mehrere Lösungswege für eine Aufgabe, abwechslungsreichere Teilziele innerhalb einer Mission, härtere Gegner, weniger Munition und einen steigenden Schwierigkeitsgrad. Gerade im letzten Teil des Spiels findet man dann auch (endlich) diese typische, actionreiche Überzeichung des Geschehens wo es an alle Ecken und Enden kracht und explodiert. Das hat mich im Nachhinein etwas über den schwachen Mittelteil hinweggetröstet.
Das Leveldesign und die Spielmechanik tragen eine große Schuld an dieser zwischenzeitlichen Durststrecke. So habe ich es nicht ein einziges Mal geschafft, eine Mission mehr oder weniger lautlos zu erledigen. Letztendlich lief es immer auf alles und jeden be- und erschiessen hinaus, was insbesondere unter dem Aspekt schade ist, dass einem durchaus Mittel und Wege zur Verfügung stehen um es anders zu machen (Schalluhr, Giftpfeile, Anschleichen). Nur hat das in der Praxis nie funktioniert. Spätestens der 2-Meter-um-die-Ecke-stehende Kumpel des Soldaten, den ich gerade erledigt habe, hat dann doch irgendwie Wind davon bekommen, dass ich gerade seinen Kollegen lautlos abgemurkst habe und beginnt das fröhliche Bleifeuer auf mich. Ärgerlich. Genauso ärgerlich ist, dass man bis zum letzten Drittel des Spiels praktisch an einer unsichtbaren Schnur durch die Missionen geführt wird. Nie kann man sich wirklich verlaufen und nie gibt es einen wirklich alternativen Weg. Das ist insbesondere frustrierend, da James auf diverse Kisten / Leitern / usw. klettern kann, aber nicht von dort aus auf den z.B. 1m entfernten Balkon springen kann. So muss man sich dann erst durch das gesamte Haus vom Erdgeschoss bis zum 2.OG schiessen um dann durch die Tür auf den Balkon hinaus zu spazieren. Die Entwickler haben versucht, durch kleinere Such-und-Find-Spiele diese Geradlinigkeit etwas aufzulockern. So kann James diverse Schränke durchsuchen, findet hier und da geheime Akten(koffer) und kann (aber ebenfalls erst im letzten Drittel des Spiels) durch Drücken eines bestimmten Schalters die Tür zu dem ein oder anderen Goodie öffnen. Dafür bekommt man dann wiederum Forschungspunkte die man in Waffenupgrades oder auch zur Freischaltung 2er Zusatzmissionen benutzen kann. Das Spiel verfügt auch über ein eingebautes Statistiksystem. Dort weder diverse Daten am Ende einer Mission angezeigt (Anzahl getöteter Gegner, Spielzeit, Schwierigkeitsgrad, etc.) und man bekommt einen Referenzvergleich geliefert und je nach eigenem Abschneiden diverse Zusatzpunkte. Insgesamt gesehen ein nettes Gimmick zur Auflockerung des Spiels.
3 Schwierigkeitsgrade stehen im Spiel zur Auswahl, die sich hinsichtlich Gegneranzahl, Hartnäckigkeit aber auch zur Verfügung stehender Munition und Panzerung für 007 unterscheiden. Im von mir gespielten mittleren Schwierigkeitsgrad bleibt dieser in den ersten 2 Drittel des Spiels nahezu konstant, zieht im letzten Drittel an, was aber gut zur Handlung passt. Einige wenige Stellen können dennoch für Frust sorgen. In meinem Falle war dies die Mission in der Kanalisation unter dem russischen Konsulat, als James ein stationäres Maschinengewehr welches auf einem Boot befestigt ist bedienen muss. Nicht nur, dass sich das Maschinengewehr extrem unpräzise bedienen lässt (was aber wohl mehr am rechten Analogstick des Gamecube Controllers als am Spiel liegt), vielmehr wird man auch von Booten, Raketenwerfern, schwimmenden Benzinfässern und normalen Soldaten gleichzeitig angegriffen. Trotz dieser kurzen Momente des Frusts hat das Spiel äußerst faire Rücksetzpunkte sollte man doch mal sterben und ist im Großen und Ganzen gesehen aber zu einfach. Vorallem die Bossfights sind keine ernsthafte Herausforderung sondern bedürfen nur eines ordentlichen Dauerfeuers. Damit haben die Entwickler eine sowohl spielerische als auch dramaturgische Herausforderung verschenkt – schade.
James Bond bewegt sich im Spiel auf 4 unterschiedliche Weisen – zu Fuß, im Auto, im Boot und per Jetpack. Die Steuerung zu Fuß und per Jetpack ist gelungen und präzise, weißt nur einige logische Inkonsistenzen auf (Ein- und Aussteigen mit unterschiedlichen Buttons, unterschiedliche Buttons für die an sich selbe Aktion). Für Auto und Boot (siehe oben) kann das nicht gelten. Das präzise Lenken des Autos ist nahezu unmöglich, denn anscheinend kennt die Steuerung nur voll eingeschlagen links und voll eingeschlagen rechts. Dementsprechend seltsam ist das Fahrverhalten, woran man sich aber gewöhnen kann. Die Steuerung des Bootes bzw. vielmehr des Maschinengewehrs auf dem Boot ist dagegen ein Graus sonders Gleichen und macht einem das Leben schon ziemlich schwer. Ein vergleichsweise kleines Objekt wie einen Soldaten damit zu treffen wird zur absoluten Kunst, bei den größeren Objekten ala Hubschrauber und anderen Booten sieht es da schon besser aus. Zum Glück gibt es nur 2 Missionen in denen man auf das Boot angewiesen ist, wobei die Letztere nochmal deutlich schwerer ist als die Erste.
Graphisch vollbringt Liebesgrüße aus Moskau keine Wunder, enttäuscht aber auch nicht. Der einfache Satz “die Grafik passt zum restlichen Spiel” bringt es eigentlich ganz gut auf den Punkt. Die Animationen der Personen sind geschmeidig und detailiert. Bei den Schauplätzen der verschiedenen Missionen zeigt sich aber wieder einmal, dass die Entwickler scheinbar an manchen Stellen des Spiels mehr und anderen Stellen weniger Motivation hatten. So sehen einige Schauplätze sehr schmucklos und fad aus, wohingegen der Lagerplatz der Zigeuner ein echter Augenschmaus ist. Die Explosionen wiederum sehen sehr gut aus und vermitteln einen guten BUMM-Effekt. Positiv hervorzuheben ist auch, dass sich einiges Inventar effektvoll in Schutt und Asche legen lest – so gehen z.B. Glasscheiben mit sehr vielen Splittern zu Bruch.
Fazit:
James Bond – Liebesgrüße aus Moskau ist ein klassischer 3rd Person Shooter dem es sehr gut gelingt, die bondsche Atmosphäre umzusetzen. Der filmreifen Inszenierung stehen leider einige Schwächen im Missions- und Leveldesign sowie bei der Steuerung gegenüber. Auch die Tatsache, dass man sich praktisch durch das gesamte Spiel von der ersten bis zur letzten Minute durchballert enttäuscht etwas. Gerade im letzten Drittel des Spiels erwachen ungeahnte Potentiale, die das Spiel bei einer konsequenteren Anwendung in den ersten beiden Drittel, positiv in Richtung Action-Adventure treiben könnten. Es bleibt ein bondscher Shooter, der viel zu schnell vorbei ist, trotzdem aber angemessen unterhalten kann.
Wertung : 80%
Die Wertung kann sich nach dem Test der anderen beiden GameCube Titel noch ändern.
—
James Bond – Blood Stone
Getestet auf : XBOX 360
Andere verfügbare Plattformen : Playstation 3, PC, Nintendo DS
Veröffentlicht am : 05.11.2010 (Europa)
Version / Sprache : PAL / deutsche Sprachausgabe, deutsche Texte und Menü
Gekauft bei : Amazon
Preis : 38,- EUR
Das ist er also, der heiße November 2010. Nicht ein neuer James Bond, nein gleich 2 neue Spiele beschert uns die liebe Spieleindustrie. Neben James Bond – Blood Stone, um das es im Folgenden gehen soll, gibt es auch noch das Remake schlechthin – 007 Goldeneye (exlusiv auf Nintendo Wii). Dazu aber in den nächsten Tagen.
Blood Stone basiert – ebenso wie James Bond Nightfire (Gamecube, XBOX) – nicht auf einer Roman- / Filmvorlage sondern auf einer eigens dafür geschriebenen Story. Und bei dieser hat sich Activision nicht lumpen lassen. Der Plot – bondtypisch natürlich etwas platt gehalten – dreht sich um Biowaffen, Diamanten, eine sehr schöne Frau und natürlich einen Bösewicht. Soweit so gut. Mit Daniel Craig als Bond, Judy Dench als M und Joss Stone als “sehr schöne Frau”, bieten aber nicht nur die Darsteller dann doch überraschende Parallelen zu den aktuellen Filmen. So wurde Daniel Craigs etwas wortkarge “Hau-Drauf-Manier” eins zu eins ins Spiel übernommen und auch das offene Ende des Spiels passt zu den jüngsten filmischen Vorlagen. Filmisch ist auch die gesamte Inszenierung. Die original Stimmen der Schauspieler, dutzende Cutscenes, Explosionen, spektakuläre Verfolgungsjagden – eben einfach alles, was man sich in einem Bondspiel wünscht.
Ganz besonders herausragend ist der Titelsong von Joss Stone. Mit verbundenen Augen hätte ich ihn mit Sicherheit einem Film zugeordnet. Die nächsten Tage hätte ich dann damit verbracht zu rätseln welcher Film es war, denn – wie wir wissen – es gibt keinen.
…to be continued…
Fazit:
Blood Stone ist kein schlechtes Spiel. Es hat viele Elemente die man von einem Bondspiel erwartet. Rasante Verfolgungsjagden, sehr gute filmische Inszenierung, Nahkämpfe, viele Shooterelemente und zumindestens zum Teil spannende Mission. Dummerweise tummelt sich Blood Stone in einem schwierigen Gernemix. Es ist eine Art Action-Adventure-Shooter ohne Rätsel. Dumm nur, dass der Klassenprimus in diesem Gerne Uncharted 1 & 2 (Playstation 3) heisst. Und wenn man ehrlich ist und den subjektiven Bondbonus für Blood Stone weglässt, so ist es meilenweit von der Klasse in der Uncharted spielt entfernt. Uncharted ist ein lineares Spiel, dass dem Spieler nur beschränkt die Freiheit lässt, sich seine eigenen Wege und Lösungen zu suchen. Blood Stone ist nochmal um 200% linearer und das macht keinen Spaß. Überhaupt macht es einem das Spiel überall zu leicht. Nahkämpfe beschränken sich auf “drücke einmal X zur richtigen Zeit” und schon ist der bis an die Zähne bewaffnete Gegner tot. Gelegenheiten für epische Bossfights bieten sich zu Hauf, doch meißt erledigt Bond in einer Cutszene die Sache, ganz ohne Zutun des Spielers. Die Verfolgungsjagden sind spannend ja, aber am Anfang des Spiels zu kurz und am Ende des Spiels zu unspektakulär lang. Graphisch ist Blood Stone ein auf und ab. Es gibt schöne und mit viel Liebe gestaltete Missionen. Es gibt aber auch das Gegenteil. Viel schlimmer dagegen ist, dass der graphische Gesamteindruck längst nicht so eine Augenweide ist wie z.B. in Uncharted. Abschliessend kann man sagen, dass Blood Stone vieles richtig macht. Offensichtlich ist aber, dass man in etwas mehr als einem Jahr heutzutage einfach kein Spiel entwickeln kann, was in allen Bereich mit den Toptiteln mithalten kann. Umso ärgerlicher ist es, dass Activision dem Spiel nicht noch 1 Jahr Entwicklungszeit geschenkt hat. Es sind so viele so gute Ansätze da, die mit ein bisschen mehr Liebe zum Detail das Spiel wesentlich besser hätten machen können.
Wertung: 75%