(only in german – sorry)
…so beginnt ein Interview in der Thüringer Allgemeine vom 03.03.2015 mit dem Rektor der TU Ilmenau Univ.-Prof. Dr. rer. nat. habil. Dr. h. c. Prof. h. c. mult. Peter Scharff. Anlass für das Interview sind die Pläne des Rektorates, eine umfassende Strukturreform der Universität durchzuführen bei der u.a. 11 Lehrstühle wegfallen sollen. Die Überschrift des Interviews ist in diesem Falle keine Übertreibung, sondern eine nicht unrealistische Zustandsbeschreibung. Leider ist die ganze Thematik a) sehr komplex und reicht b) zeitlich deutlich weiter zurück, als dies im Interview deutlich wird. Das ist aber kein Vorwurf an den Interviewer sondern schlicht und einfach der Tatsache geschuldet, dass sich der gesamte Sachverhalt mit allen bereits getätigten (Spar-)Maßnahmen und ihrer zeitlichen Abfolge, sowie den Ursachen, nicht sinnvoll in einem Artikel oder Interview abbilden lassen.
Nachdem ein Freund das Interview auf Facebook geteilt hat, habe ich einen Kommentar dazu geschrieben, den ich hier leicht bearbeitet wiedergeben möchte, wohl wissend das mein Kommentar deutliche inhaltliche Lücken aufweist und den Sachverhalt ebenso nicht in Gänze darzustellen vermag.
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Soweit ich die Situation überblicke, sind die Pläne des Rektorates die Reaktion auf hochschulpolitische Entscheidungen, die schon vor sehr vielen Jahren getroffen wurden. Genau genommen sind sie eine Kapitulation vor den Implikationen dieser Entscheidungen. Viele Universitäten in Deutschland haben in den letzten Jahren alles an Kosten rausgeschwitzt, was sich ohne grundlegende Eingriffe in die Struktur (was am Beispiel der TU Ilmenau die Anzahl der Lehrstühle und damit auch mehr oder weniger die wissenschaftliche Breite ist) herausschwitzen ließ.
Allen Beteiligten muss klar gewesen sein, dass der Tag kommen wird, an dem die politisch und wirtschaftlich gewollte Profilbildung und Schwerpunktsetzung (bezogen auf Forschung UND Lehre) der Universitäten sich nicht mehr weiter aufschieben lassen wird. Das Druckmittel, um die größtenteils sehr unwilligen Universitäten (Freiheit von Forschung und Lehre) zur Aktivität zu bewegen, war von Anfang an das Geld. Zum einen gut getarnt durch Maßnahmen wie z.B. die Exzellenzinitiative des Bundes, zum anderen durch zu mindestens fragwürdige Finanzierungskonzepte wie den Hochschulpakt in Thüringen. Denn die wissenschaftliche Breite an einer Universität ist nicht mehr erwünscht (z.B. an der Universität Halle). Es soll stattdessen stark spezialisierte und hocheffiziente Ausbildungsstätten geben, die Studierende schnell in einer gewissen Qualität dem Arbeitsmarkt zuführen. Der Zug, um diese grundsätzliche Ausrichtung in Frage zu stellen, ist schon lange abgefahren. Das Rektorat der TU Ilmenau tut jetzt das, was es auch schon vor 5, vielleicht sogar 10 Jahren hätte tun können oder müssen (genau genommen haben sie sogar schon damit angefangen, nur bisher mit anderen Maßnahmen). Sie versuchen, die TU Ilmenau in der jetzigen Qualität als Technische Universität zu erhalten. Und auch wenn das jetzt arg kitschig klingt, ist es meiner Meinung nach ein “Klasse vor Masse” Ansatz. Ich bin mir ziemlich sicher, dass in manchen Erfurter Schreibtischschubladen die Briefbögen mit Technische Hochschule Ilmenau gut bevorratet lagern (meint die “Degradierung” zur Fachhochschule). Ich persönlich hoffe, dass sie auch da bleiben.
Nichtsdestotrotz sollte das Rektorat die bisher an der TU Ilmenau gelebte Mitbestimmung respektieren und den straffen Zeitplan ggf. dahingehend anpassen. Am Vorhaben an sich wird das nur leider nichts ändern.