Mercedes CLS 350 CDI 4matic Shooting Brake – ein Fahrbericht

cls3504matic(only in german – sorry)

Update:

Ich hatte die Ehre noch einmal eines dieser wunderbaren Fahrzeuge über eine Distanz von gut 2.000km zu testen und muss einige meiner Aussagen etwas konkretisieren, bzw. berichtigen.

Da wären z.B. die Multikontursitze, deren Notwendigkeit ich nach dem ersten Test noch in Frage gestellt hatte. Denn sie machen durchaus Sinn, zumindestens in der Komfortvariante mit Massagefunktion. Sich während der Fahrt in 2 wählbaren Härtegraden den Rücken durchkneten zu lassen ist ein wunderbares Erlebnis. Muss man haben ! Während der Massage ist mir noch etwas anderes bewusst gewurden, was ich beim ersten Test bereits gespürt hatte, aber noch nicht so richtig einordnen konnte. Dieses Auto beruhigt (zumindestens mich) beim Fahren ! Es vermittelt eine freundlich duldsame Gleichgültigkeit gegenüber dem Fahrverhalten und den Dummheiten der anderen Verkehrsteilnehmer. Gerade auf einer Langstrecke mit hohem Verkehrsaufkommen ist das einfach toll. Ihren eigenen kleinen Teil trägt die elektro-mechanische Lenkung dazu bei, die es einem ermöglicht, das Fahrzeug in einer unglaublichen Smoothness durch die Welt zu bewegen. Und ich habe es tatsächlich geschafft herauszufinden, auf welche Art von Tonmaterial das Soundsystem (Harmann/Kardon) abgestimmt ist. Nämlich auf die beigelegte 5.1 Demo-DVD “Sounds Of New York”. Das darauf dargebotene Material klingt einfach nur imposant. Bedeutet für die tägliche Praxis – immer ein paar gute Konzertmitschnitte im 5.1 Mix auf DVD dabei haben.

Ich hatte vor kurzem die Möglichkeit, einen Mercedes Benz CLS 350 CDI 4matic Shooting Brake auf ca. 1.400km ausgiebig zu testen. Und um mein persönliches Urteil gleich vorweg zu nehmen: ein geniales Auto !

Mit 6 Zylindern, 265 PS, Allradantrieb und einem Preis von über 80.000 EUR kann eigentlich in keinerlei Hinsicht etwas schiefgehen. Naja – beim Preis ist dann doch schon so einiges schiefgegangen. Neben dem schon an sich heftigen Grundpreis von 69.000 EUR gesellten sich in meinem Testwagen nochmal diverse Extras im Wert von über 11.000 EUR hinzu. Ich persönlich würde nicht soviel Geld für dieses Auto ausgeben und schon gar nicht für die Extras. Denn ob man u.a. das Memory Paket, die Multikontursitze oder den Einparkassistenten braucht, sei einmal dahingestellt. Es gilt eben immer noch die alte Weisheit, dass ein Coupe (bzw. in diesem Falle ein Shooting Brake) weniger Platz für mehr Geld bietet. Auch wenn der Vergleich ein bisschen hinkt – der Counterpart zum CLS Shooting Brake wäre wohl die E-Klasse als T-Modell, die bei selbiger Motorisierung schon im Grundpreis gute 9.000 EUR billiger ist. Und das im Kofferraum des E-Klasse T-Modells ganze Völkerstämme transportiert werden können, dürfte hinlänglich bekannt sein. Im Shooting Brake ist der Kofferraum natürlich kleiner, der stark nach hinten abfallenden Dachlinie sei Dank. Aber was nimmt man für gutes Design nicht alles in Kauf. Der Kofferraum ist dennoch erstaunlich groß und dürfte so ziemlich jeden zufrieden stellen, der nicht gerade einen Kühlschrank transportieren möchte. An der genialen Mulde unter dem Ladeboden hat sich im Vergleich zur E-Klasse glücklicherweise nichts geändert, so dass man auf Kosten eines Reserverades dort locker 2 kleine Kinder unterbringen könnte (wenn sie nicht spuren, ihr wisst schon…). Die elektrische Kofferraumklappe ist – wie ich finde – immer noch Geschmackssache. Für mich geht sie sowohl zu langsam auf, als auch zu langsam zu.

Der Innenraum des CLS 350 sieht von außen kleiner aus, als er innen tatsächlich ist – zumindestens was die Vordersitze angeht. Dort hat man sehr gut Platz und fühlt sich auch nicht eingekerkert zwischen Mittelkonsole und Tür (wer jüngst in einem Audi A4 Platz genommen hat, weiß was ich meine). Auch die empfunden niedrige Deckenhöhe erweist sich dann doch als sehr ausreichend. Auf den hinteren Sitzen geht es schon deutlich enger zu, insbesondere wenn Fahrer und / oder Beifahrer ihre Sitze weit nach hinten gestellt haben. Dann heißt es Beinfreiheit ade und in Richtung Kopf grüßt bei großen Menschen deutlich spürbar das Dach. Aber wer sitzt auch schon freiwillig hinten ? Der restliche Innenraum machte in meinem Testwagen einen protzig hochwertigen Eindruck. Feinstes Holz mit Schlangenmaserung wechselte sich mit präzise vernähtem Leder ab, verbunden mit Metallapplikationen (sicher auch etwas hochwertiges) hier und da. Die Verarbeitungsqualität befand sich exakt auf dem durch diverse Lobpreisungen erwarteten Niveau. Der Innenraum eines Golf (jaja der Preis und das Segment) wirkt dagegen – tja, billig. Auch in höchster Ausstattungsvariante.

Das Cockpit hat bei mir einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen – ähnlich wie bei nahezu allen aktuellen Mercedes PKW Modellen. Was mich besonders stört: es gibt dort unglaublich viele Dinge denen man Beachtung schenken kann / soll / muss. Das beginnt bei den unzähligen Symbolen im Display, bei denen ich auch nach über 1000km noch nicht mal die Bedeutung der Hälfte von ihnen kenne. Dann die 3 Hebel auf der linken Seite des Lenkrades, wovon 2 nahezu komplett vom Lenkrad verdeckt werden. Und dann das Command Audio- / Navi- / Infotainmentsystem, dass schon von Haus aus mit allerhand Knöpfen ausgestattet ist (wobei hier gesagt werden muss, dass ich die Zifferntasten 0-9 zum Telefonieren nicht missen möchte). Die Bedienung des Command würde ich nicht generell als schlecht oder undurchdacht bezeichnen, aber man braucht eine ordentliche Gewöhnungszeit, um sicher und schnell durch die zahlreichen Menüs zu navigieren. Ein großer Kritikpunkt ist aus meiner Sicht das Harman Kardon Soundsystem. Der Klang bei gewöhnlicher Musikwiedergabe, sei es von CD, MP3 oder über Bluetooth wirkt seltsam unbalanciert, teilweise nackig und blechern und auf gar keinen Fall rund. Möglicherweise ist das System auf die Wiedergabe von etwas Anderem (Filme?) abgestimmt, aber guter (Premium)klang hört sich anders an. Mit Hilfe des EQ´s lässt sich der Sound etwas verbessern, aber für diesen Aufpreis gibt es nur eine Benotung: mangelhaft. Über die schreckliche Zusatzfunktion Raumklang wollen wir hier gar nicht sprechen. Ein anderes nervendes Detail: das Cockpit ist nachts in einem dezent orange-helbraun-gelb beleuchtet. Soweit, so gut. Nur leider spiegelt sich ein Teil des Interieurs aufgrund der Beleuchtung nachts im Seitenspiegel auf Fahrerseite. Und das ist wirklich doof. Immer wenn man in den Spiegel schaut, sieht man zuerst diese Spiegelung. Ein ganz dickes Lob gibt es dagegen für das rundum gelungene Multifunktionslenkrad. Es hat genau die richtige Größe – kein superkleiner Sportdreher, aber eben auch kein Buslenker. Es ist griffig und liegt sehr gut in der Hand. Verwundert hat mich, welch deutliche Rückmeldung es über die derzeitige Geschwindigkeit, Lage des Fahrzeuges und über die Straßenbeschaffenheit gibt. Nicht zu vergessen, dass bei hohen Geschwindigkeiten und einer ordentlichen Kurve auch etwas Kraft von Nöten ist, um am Rad zu drehen ;-).

Sollte jetzt der Eindruck entstanden sein, dass man sich als Fahrer nicht so recht wohl fühlt hinterm Steuer, dann kann ich nur eines sagen: Motor an und raus auf die Autobahn oder Landstraße. Hier zeigt der CLS 350 CDI 4matic seine wahre Stärke. Der Motor schiebt in jeder Lebenslage kräftig an und der Allradantrieb sorgt dafür, dass die 265 PS auch ordentlich auf die Straße gebracht werden. Das Fahrwerk ist knackig und – für einen Mercedes – sehr sportlich. Bereits in der Einstellung “Comfort” liegt der Wagen wie ein Brett auf der Straße und gibt deutliche Rückmeldungen an den Rücken des Fahrers über Unebenheiten, insbesondere bei Querrillen. Für die Einstellung “Sport” war mir mein Körper dann irgendwie zu schade und die Autobahn zu schlecht. Besonders begeistert hat mich, dass man das Fahrzeug sportlich flott aber auch gechillt in Reisegeschwindigkeit bewegen kann. Es fühlt sich immer gut und richtig an, nie hatte ich das Gefühl den Wagen zu über- oder unterfordern. Und er tat es mir gleich. Entspanntes gleiten als Reiselimousine oder sportlich anspruchsvolleres Fahren mit Spaßfaktor. Der Spaß hört ein wenig beim ersten Tankstellenbesuch auf. Der kombinierte Verbrauch von 6,6L lässt sich sicher erreichen, wenn man nie schneller als 120km/h fährt und auch sonst den Wagen mit größter Vorsicht bewegt. Neun Liter waren mein Durchschnitt und bei sportlicher Fahrt bzw. schneller Autobahnfahrt sind es auch schnell mal 10 oder 11 Litern auf 100km. Da geht noch was, würde ich sagen.

Abschließend kann ich nur sagen – ein geniales Auto. Ja, es gibt einige Schwächen, doch das Fahrgefühl ist unglaublich gut und lässt einen alles Andere schnell vergessen.

 

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