DTM Spielberg 2015 – “Timo – schieb Ihn raus !”

(only in german – sorry)

Das Sonntagsrennen der DTM Saison 2015 in Spielberg war ein spannendes. Regen, extrem schwierige Verhältnisse und mit Mattias Ekström und Garry Paffet zwei hochkarätige Piloten an der Spitze, die um den Sieg kämpften. Ekströn konnte das Rennen am Ende klar für sich entscheiden und Paffet konnte problemlos anerkennen, dass der Schwede an diesem Nachmittag einfach schneller war. Dritter im Bunde war Eduardo Mortara, der trotz Ausflug ins Kiesbett am Ende den dritten Platz sicherte und damit auch absolut zufrieden sein dürfte. Prinzipiell also Friede, Freude, Eierkuchen, doch das betretene
Gesicht von Mathias Ekström auf dem Siegerpodest sprach eine andere Sprache.

Anlass dafür war eine Aktion seines Markenkollegen Timo Scheider im Audi, der in der letzten Runde nicht nur den direkt vor ihmn platzierten Robert Wickens (Mercedes) sondern auch gleich noch den Meisterschaftsführenden Pascal Wehrlein, ebenfalls Mercedes, abräumte. Und das, nachdem nur Sekundenbruchteile vorher per Boxenfunk an ihn (und die ganze TV-Welt da draußen) die “Anweisung” rausgegangen war, “Timo – schieb ihn raus !”.

Wer der Funkende war ist nicht ganz sicher, jedoch spricht einiges für Audi Sportchef Dr. Wofgang Ulrich, der im TV-Interview mit der ARD direkt nach dem Rennen, das meiner Meinung nach auch schon zugegeben hatte. Liest man dagegen Presseberichte die später verfasst wurden, ist eher von einem Dementi seitens Ulrich die Rede. Fakt ist jedoch, dass es nach dem Rennen nur noch ein Gesprächsthema gab, der Sieg von Ekström durch das Verhalten der eigenen Marke zur Bedeutungslosigkeit abgestempelt wurde und die DTM bzw. der DMSB jetzt einen Skandal zu bewältigen haben, dessen Auswirkungen auf den Sport nur schwer abzusehen sind.

Doch wie konnte es überhaupt zu solch einem Manöver kommen ?

Nun, die Situation auf der Strecke stellte sich wie folgt dar: Wickens lag vor Scheider, dahinter WM-Spitzenreiter Wehrlein. Mercedes lässt Wickens absichtlich langsamer fahren und verteidigt gegen Scheider, damit Wehrlein aufschliessen und im Idealfall an beiden vorbei ziehen kann, um sich somit ein paar Pünktchen mehr für die WM zu sichern. Der Plan, den Toto Wolff im TV-Interview nach dem Rennen als Strategie bezeichnet, geht auf und Wehrlein presst sich mit tatkräftiger Unterstützung an beiden vorbei. Scheider verhält sich fair und vermeidet zu diesem Zeitpunkt einen Unfall, um kurz darauf beim Anbremsen Wickens anzuschieben, der wiederum nichts anderes machen kann, als den direkt vor ihm fahrenden Wehrlein ebenfalls anzuschieben. Beide Mercedes landen im Kiesbett, das Rennen ist gelaufen und Scheider fährt weiter.

Und jetzt wird es kompliziert.

Denn während bei einigen ein gewisser Schockzustand bzgl. des Funkspruches und dem darauf folgenden Abschuss herrschte, forderte ein gewohnt beherrschter Toto Wolff, dass “der Funkende” nie wieder an einer Rennstrecke stehen sollte. Aus meiner Sicht macht er es sich damit allerdings etwas einfach. Denn mit ihrer Sandwichstrategie gegen Scheider hat Mercedes
eine Reaktion provoziert. Audi, aber insbesondere Scheider selbst, waren einfach nur zu blöd, angemessen zu agieren. In der WTCC, die von zahlreichen DTM Akteuren, u.a. auch von Dr. Wolfgang Ulrich, immer wieder belächtet wird, wäre das Problem ganz anders gelöst wurden. Scheider hätte sich auf der Strecke derart “breit” gemacht und seine Position knallhart verteidigt, so dass bei besagtem Überholmanöver von Wehrlein wahrscheinlich alle 3 abgeflogen wären. Nicht schön, aber eine wesentlich reinere und ehrlichere Art des Motorsports.

Für die DTM dagegen wird die Aufarbeitung dieses Vorfalls noch ein hartes Stück Arbeit. Die Sportkommissare haben schon mal angefangen, indem sie Scheider nach dem Rennen disqualifizierten. Alle weiteren Entscheidungen wurden an das Sportgericht des DMSB delegiert. Und dort kann es für Audi nochmal richtig dicke kommen. Eine simple Disqualifikation für Scheider reicht meiner Meinung nach nicht aus, denn letztendlich hat er, nimmt man den Funkspruch dazu, klar im Vorsatz gehandelt. Das ist nicht nur grob unsportlich sondern fahrlässig und dafür muss eine härtere Strafe folgen. Eine Sperre für mindestens ein weiteres Rennen halte ich für vorstellbar und nicht unangemessen. Denn zumindestens in der Theorie hätte er seinen Kopf benutzen können und dem Funkspruch nicht Folge leisten müssten. In der Hitze des Gefechts dürfte das allerdings leichter gesagt als getan sein. Und damit wären wir auch schon bei Audi. Sollte es dem DMSB nicht gelingen den tatsächlich “Funkenden” zweifelsfrei zu bestimmen (und somit keine Person bestrafen zu können), bleibt nur eine Strafe für
Audi als Marke. Und die muss drakonisch ausfallen, allein schon um den Schein der Fairness und Sportlichkeit zu bewahren.

Mercedes wird sicherlich auf eine Bestrafung mit Blick auf die Herstellerwertung drängen, bzw. kann man das nur hoffen. Denn eine Bestrafung die den schärfsten Konkurrenten um die Fahrerkrone – Mattias Ekström – in Mitleidenschaft ziehen würde, wäre sportlich unfair und für das Image der DTM mehr als schlecht. Nicht auszuschliessen ist auch, dass die ganze Sache letztendlich Audi Sportchef Dr. Wolfgang Ulrich den Kopf kosten könnte, schliesslich wirft der Vorfall ein sehr schlechtes Licht auf die zuletzt so erfolgreiche Marke. Andererseits kann ich wenig Mitleid für Mercedes empfinden. Wer eine gefährliche Strategie an den Außengrenzen des Reglements wählt, muss eben auch mit den Folgen leben können. Toto Wolff weiß das. Nicht ohne Grund hat man dem abgeschossenen Pascal Wehrlein nach dem Rennen einen Maulkorb erteilt, so dass es kein TV-Statement von ihm gab. Bei Mercedes wollte man wohl sicherstellen, dass er sich etwas klüger verhält als die Kollegen von Audi. In zeitlich etwas später angesiedelten Interviews befindet sich dann Wehrlein vollends auf der Linie Wolff.

Verlierer an diesem verregneten Spielberger Sonntag ist wieder mal der Sport gewesen. Und mittelfristig die DTM als Rennserie. Und BMW. Denn dort war man so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass man denken könnte, es gäbe nur noch 2
Hersteller in der Serie. Keine guten Aussichten für den Rest der Saison.

Newsflash

(only in german – sorry)

Die Spitzen der deutschen Autokonzerne sind gegen die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohn. Das verwundert kaum, denn die Konzerne würden sehr schnell ein Kostenproblem bei ihren Zulieferern bekommen (an die man in den letzten Jahrzehnten schliesslich immer mehr Leistungen zu immer weniger Geld ausgegliedert hat).

Nachdem Sony kurz vor dem Erscheinen der PS4 die Nutzungsbedingungen (TOS – Terms Of Service) des Playstation Networks angepasst hat, sichert der Sony Chef zu, dass man auch weiterhin seine Spiele verkaufen darf. Sein Argument (sinngemäß zitiert): “…so etwas denken sich Anwälte halt aus…”. Stein des Anstoßes war eine neuaufgenommene Formulierung die es verbietet, sowohl Titel auf Bluray als auch Downloads weiter zu verkaufen bzw. nur mit Genehmigung von Sony.